Interview mit Gruber Andreas

Die NÖN beim Interview mit dem designierten Ortsvorsteher von Preinsbach.

NÖN: Sie sind designierter Ortsvorsteher von Preinsbach. Warum sind Sie noch nicht offiziell im Amt?

Andreas Gruber: Das liegt daran, dass dieser Ortsteil erst wieder juristisch geschaffen werden muss. Das hätte eigentlich bei der Gemeinderatssitzung im März beschlossen werden sollen. Die konnte aber wegen der Coronakrise dann ja nicht stattfinden. Daher bin ich noch immer designierter Ortsvorsteher. Ich nutze aber die Zeit, um mich in die Themen und einzelnen Projekte einzuarbeiten.


Preinsbach hatte ja schon früher einen Ortsvorsteher. Warum in den letzten Jahren nicht mehr?

Gruber: Wie viele vielleicht nicht mehr wissen war Preinsbach bis 1972 eine eigene Gemeinde und hatte einen Bürgermeister. Es wurde im Zuge der großen Gemeindereform in NÖ mit Amstetten zusammengelegt. Ab 1975 fungierte bis 1995 immer ein eigener Ortsvorsteher als zentrale Ansprechperson für die Bürger. Uns ist es wichtig, Preinsbach und die dazugehörige Katastralgemeinde Edla, wieder auf eine Augenhöhe mit unseren anderen Ortsteilen zu stellen.


Für welchen geografischen Bereich sind Sie also genau zuständig?

Gruber: Für die ehemalige Gemeinde Preinsbach, also die beiden Katastralgemeinden Preinsbach und Edla. Einwohnermäßig ist der Ortsteil mit knapp 900 Menschen sicher der kleinste, flächenmäßig ist er aber sehr groß, denn er erstreckt sich von der Gemeindegrenze Ludwigsdorf/Zeillern im Westen bis zur Gemeindegrenze von St. Georgen/Ybbsfeld im Osten.


Wozu braucht Preinsbach einen Ortsvorsteher? Fühlen sich die Menschen dort nicht ohnehin eher als Amstettner?

Gruber: Der Ortsteil ist in den letzten Jahren gegenüber der Stadt Amstetten etwas untergegangen. Ich möchte als Ortsvorsteher gemeinsam mit der Bevölkerung diesem Gebiet und der Ortschaft wieder eine Identität, sozusagen eine eigene DNA, verleihen. Historisch gesehen, muss man sagen, dass es ohne die damalige Gemeinde Preinsbach die Großgemeinde Amstetten in dieser Form nicht geben würde. Das heutige Bahnhofsareal war zum Beispiel Preinsbacher Gemeindegebiet. Es ist zwar richtig, dass der Ortsteil eng mit der Stadt verbunden ist, dennoch fühlen sich die Menschen, die hier leben als Eisenreichdornacher, als Boxhofener oder als Preinsbacher.


Wo werden Sie amtieren oder Sprechstunden anbieten?

Gruber: Der Bürgermeister hat mir dafür die Infrastruktur im Rathaus angeboten, die ich auch nutzen werde. Eine eigene Ortsvorstehung ist nicht geplant, ich denke aber auch, dass sich die Identität eines Ortsteiles nicht über Räumlichkeiten und Mitarbeiter definiert, sondern über Gemeinschaft und gemeinsame Projekte. Ich bin ohnehin viel im Ortsteil unterwegs – bei Festen oder Feierlichkeiten, bei Veranstaltungen der Vereine etc. – und da nehme ich ja Themen und Anliegen der Menschen mit. Natürlich wird es aber auch nach Terminvereinbarung, die Möglichkeit einer Sprechstunde geben. Außerdem sind zusätzlich auch noch Bürgerstammtische über das Jahr hinweg geplant, die an zentralen Orten stattfinden sollen.


Das heißt eigene n Mitarbeiterstab, wie andere Ortsvorsteher, bekommen Sie nicht?

Gruber: Es ist nicht geplant im Ortsteil eine externe Verwaltung aufzubauen. Mein Wunsch wäre aber schon, dass es eine Person in der Verwaltung gibt, die mich auch aktiv in der administrativen Abwicklung der Amtsgeschäfte unterstützt. Da möchte ich aber dem Gemeinderat und meiner Bestellung durch den Bürgermeister nicht vorgreifen.


Was sind wichtige oder große Projekte, die in Ihrem Ortsteil in den nächsten Jahren anstehen?

Gruber: Die zentrale Frage ist, wie sich der Ortsteil künftig entwickeln kann und soll. Er ist ein beliebtes Naherholungsgebiet, was sich gerade in der Coronazeit zeigt, zugleich wird hier aber auch noch sehr viel aktive Landwirtschaft betrieben. Wir müssen beide Interessen im Blick haben. Wir verfügen hier noch über große Flächen an fruchtbarem Boden und müssen mit diesen Ressourcen verantwortungsvoll umgehen. Daher ist eine gute und durchdachte Flächennutzung sehr wichtig. Große Infrastrukturprojekte wie in Hausmening oder Mauer stehen derzeit nicht am Plan.


Wo gibt es Probleme im Ortsteil, die gelöst werden müssen?

Gruber: Wir haben hier sehr viele Gemeindestraßen, die alle in die Jahre gekommen sind und sich in sehr schlechtem Zustand befinden. Auch wenn es sich dabei nicht um ein hochrangiges Straßennetz handelt, haben die Bürger natürlich trotzdem das Recht, auf eine ordentliche Fahrbahn. Es sind mir bereits auch viele kleine Bürgeranliegen bekannt: Buswartehäuschen in Preinsbach, Gehsteigerneuerung, Gehwege und Wildbachverbauung. Es gibt eine Vielzahl von Problemen und Themen die gelöst und umgesetzt werden müssen. Über konkrete Ideen und Projekte möchte ich vor meiner offiziellen Bestellung allerdings noch nicht sprechen.


Sie freuen Sich offensichtlich über Ihre neue Aufgabe ...

Gruber:  Ja, ich freue mich auf diese neue Herausforderung und darauf, dem Ortsteil wieder mehr Gehör zu verschaffen. Ich bin seit 2010 im Gemeinderat und kann daher ja schon auf die eine oder andere politische Funktion und Erfahrung zurückblicken.